stimmtraining im lockdown

Im Lockdown an der Stimme arbeiten

Trend-Ausgabe 14/2021 | Seite 112 | 16. April 2021

Expertin rät, ATEM, STIMME UND SPRECHEN gerade im Lockdown bewusst zu trainieren, um auch unter der Maske oder online gut verstanden zu werden.

„Ganz klar ist: Über Bildschirm und Telefon fehlt eine Dimension, und wir vermissen sinnliche Eindrücke. Doch eines überträgt sich naturgemäß in erster Linie über diese Medien – unsere Stimme“, erklärt Gunda Hofmann, Geschäftsführerin des Zentrums für Stimme & Sprechen in Wien. Als Schauspielerin und Trainerin beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit diesen Themen. „Unsere Stimme war auch schon vor dem Lockdown in Präsenzgesprächen Kommunikationsorgan Nummer eins“, sagt Hofmann.

Aber auch sie musste für ihr Training mit Klienten im Lockdown neue Wege wählen und hat dabei eine Reihe von Phänomenen beobachtet, die aufgrund der nunmehr enorm gestiegenen Bedeutung von Remote-Kommunikation im Berufsleben durchaus einigermaßen karriererelevant sind:

-> Auch über den Bildschirm und besonders am Telefon sei spürbar, ob Redner wirklich dabei sind, das Gesagte tatsächlich meinen und sich den Zuhörern widmen. „Nur durch gute Körperspannung, mentale Anwesenheit und klaren Ausdruck können Stimme und Mensch über Bildschirm wirken“, so Hofmann. Sich im Pyjama ins Homeoffice zu begeben, statt sich mit den üblichen Ritualen für einen Arbeitstag bereit zu machen, sei daher auch nicht förderlich für die Wirkung der Stimme. 

-> Im „Lockdownsyndrom“, so nennt es Hofmann, sprächen Menschen häufig so, als befänden sie sich unter einer Glasglocke: „Ihr Mitteilungswille scheint nicht darüber hinaus zu gehen. Sie beginnen zu nuscheln, heben die Stimme nicht und sprechen mehr zu sich selbst als zu ihrem Gegenüber.“

-> Eine andere Ausprägung des Syndroms beobachtet sie im direkten Kontakt mit Maskenträgern: „Einige Menschen, die Masken tragen, sehen einem nicht mehr in die Augen. Sogar sonst so freundliche Verkäufer in Bäckereifilialen weichen Blicken aus, und entsprechend unstet ist die Stimme. Ich kann sie oft nicht mehr verstehen.“

Hofmann ist überzeugt, dass Arbeit an Atem, Stimme und Kommunikation Menschen im Lockdown nicht nur mental, sondern auch emotional und physisch gesund hält. „Das Training via Bildschirm kann in gewisser Weise sogar noch fokussierter und intensiver sein als im Unterricht. Es gibt absolut keine Ablenkung von außen“, findet die Expertin sogar einen positiven Aspekt der Situation. 

Info: www.stimme-und-sprechen.at

 

Den Originalartikel finden Sie in der Printausgabe des Wirtschaftsmagazins Trend, Ausgabe 14/2021, Seite 112, vom 16. April 2021